Retrobericht Teil I / Pisa April 1997

Hallo werte Leserschaft,

die langweiligen und, für die meisten von uns, fußballlosen Sommermonate, werde ich ein wenig mit beigewohnten legendären 0-0 Spielen überbrücken. Tore sind das Salz eines jeden Fußballspiels. Dennoch gibt es auch torlose Spiele, die niemand vergessen wird. Anfangen möchte ich diese Reihe mit einem 0-0 Spiel, welches auch mir unvergessen bleiben wird.


06.04.1997

A.C Pisa vs. U.S. Livorno

oder

der Tag der neue Horizonte öffnete.

Italien war das erste Land in dem ein Fußballspiel abseits vom Heimatland beigewohnt wurde. 1990 folgte man seinem Stammverein nach Genua. Aber erst 4 Jahre später sollte mich der Virus "Groundhopping" befallen und mich wieder in das Land, in dem alles anfing, bringen.

Glücklicherweise lies man schon am Anfang seiner "Groundhoppingkarriere" die Vernunft siegen. Statt "Sportplätze" bei unterklassigen Spielen zu sammeln, entwickelte man sich schnell zum Qualitätsfahrer. War es doch viel sinnvoller samstags seinen Stammverein in Hamburg zu unterstützen und sonntags drauf in Rom dem Derby beizuwohnen. Geografisch grenzwertig aber was tut man nicht alles für seine Ziele....? Beim Rückspiel des römer Derbys hatte man nicht ganz so viele Kilometer zu bewerkstelligen. Mein Verein spielte Vortags "nur" in Bremen........

Schon früh entdeckte man, dass auch abseits der großen Vereine in Mailand, Turin und Rom einiges geboten wurde und auch in der Serie B richtig guter Sound im Ground herrschte. Vor allem die Abendspiele samstags in der Serie B konnten begeistern. Wurde bei diesen Spielen doch allerhand Pyrotechnik gezündet.

Im Jahr 1996 tauchte man dann erstmalig in die Niederungen des italienischen Fußballs ein und besuchte ein Spiele in der Serie C1 (3.Liga). Schon ein Jahr später sollte dann auch mein erstes und wohl auch eindrucksvollstes Spiel in der Serie C2 (4.Liga) folgen. Nicht nur eindrucksvoll für ein Spiel in der Serie C2; nein, eines meiner beeindruckendsten Spiele im geliebten Stiefel überhaupt.

Auf der Suche nach neuen Zielen im Stiefel war man montags regelmäßiger Kunde beim Zeitungshändler am Bahnhof und besorgte sich die rosa Sportzeitung. Ergebnisse, Tabellenstände und vor allem eines interessierte einen; Zuschauerzahlen. Vorzugsweise von unterklassigen Vereinen, die man noch nicht besucht hatte.

Animiert durch Bilder im "Supertifo", der bei jeder Italienreise besorgt wurde, und Zuschauerzahlen suchte man sich so neue Ziele aus in einer Zeit ohne www.

In der Saison 96/97 schaffte der Traditionsclub A.C. Pisa, nach Insolvenz und Neugründung, den Sprung in die Viertklassigkeit. Sofort wurde auf der Landkarte nach lohnenden Zielen/Gegnern für ein Spiel in Pisa gesucht. Fündig wurde man mit der Hafenstadt Livorno. Heimat des U.S. Livorno, ca. 25 Kilometer südlich von Pisa gelegen, die in der gleichen Spielklasse kickten. Auf alle Fälle mal ein Nachbarschaftsderby. Das sich die Anhänger beider Vereine spinnefeind waren, wusste man zu diesem Zeitpunkt noch nicht. 

Heutzutage "googelt" man ein wenig und weiß, was einen erwartet. Planungssicherheit gegeben aber der Überraschungsmoment kommt zu kurz....

Hauptrivale für Pisa zu jener Zeit war eigentlich der A.C. Florenz, der jedoch einen gemütlichen Stiefel in der Serie A kickte. Die Fans aus der Hafenstadt Livorno waren mit denen aus der Hauptstadt der Toskana freundschaftlich verbandelt. Nicht nur die gemeinsame Abneigung gegen Pisa, auch gemeinsame politische Ansichten, schweißen zusammen. Livorno gilt als Wiege des italienischen Kommunismus. Hier wurde 1921 die Kommunistische Partei Italiens gegründet und auch die Anhänger Livornos stehen dem kommunistischen Gedankengut positiv gegenüber. In Florenz gab es zu dieser Zeit eine linke und eine unpolitische Kurve.

Fußball ohne Politik in der Kurve? In Italien undenkbar. Die Kurve ist links, die Kurve ist rechts und in Ausnahmefällen unpolitisch....

Livorno, Livorno, da war doch mal was.....? Genau. 1995 wurde zum dritten male das römer Derby angesteuert. Gleichzeitig das erste Derby am Abend. Vorher hätte man theoretisch noch ein Spiel in der Region Umbrien, nämlich in Terni, schauen können. Ternana Calcio vs. U.S. Livorno in Liga 4. Von Terni kannte ich einige gute Bilder aus dem Supertifo. Originelle Vereinsfarben, originelles Stadion, tolle Fans; passte eigentlich alles; naja, fast alles. Die Ankunftszeit in Rom war mir einfach zu knapp. Die Kartenfrage für das Derby war noch nicht 100%zig geklärt und für ein Spiel in der vierten italienischen Liga wollte man das Derby def. nicht aufs Spiel setzen. Das Vertrauen in die italienische Staatsbahn tat ein übriges, den eventuellen "Doppler", abzuhaken.

Einen Tag später erfuhr man aus der rosa Sprortzeitung nicht nur die offizielle Zuschauerzahl vom besuchten Derby in Rom, sondern auch, dass ca. 12.000 Tifosis in Terni dem Spiel beiwohnten; in Liga 4. Terni war schon länger auf meiner Speißekarte aber somit war auch Livorno gesetzt, demnächst von mir besucht zu werden.

Beim aufeinandertreffen der beiden Rivalen Pisa und Livorno in der Saison 96/97 wurde das Hinspiel in Livorno ausgetragen. Eigentlich ideal, um dem Traditionsverein aus der Hafenstadt einen Besuch abzustatten. Blöderweise hatte Kollege "Spielplangott" null Rahmenprogramm. Schon finanzieller "Hardcore" für ein italiensiches Viertligaspiel alleine anzureisen. Es galt also die Werbetrommel für das Spiel zu rühren. Im Jahr 1997 war "Groundhopping" noch kein Volkssport. Eine noch relativ überschaubare Gruppe, verstreut im gesamten Bundegebiet, verbrachte ihre Freizeit mit dem kennen lernen von fremden Ländern/Kulturen, besuchen von Fußballspielen und dem sammeln neuer "Grounds". Bekannte aus Norddeutschland konnte man abhaken; zu groß der Aufwand. Jäger & Sammler aus meiner Region fielen auch als Begleiter aus; zu geringe Ausbeute......Sah nicht wirklich gut aus. Ein letzter Versuch bei einem Kollegen, der Qualitätsspiele zu dem damaligen Zeitpunkt von den Zuschauerzahlen abhängig machte.....

Es spielte sich folgendes Telefongespräch ab: "Moin XXX; Lust am Wochenende auf das Nachbarschaftsderby Livorno vs. Pisa...?"  Konnte die Fragezeichen, die sich am anderen Ende der Telefonleitung bildeteten, förmlich spüren und es kam auch die leicht verwirrte Gegenfrage zurück. "Spielen die Serie B?". Meine Chancen auf Begleitung fielen bei dieser Gegenfrage auf 0,5% "Ähm, nö. Das ist Serie C2". Was würde jetzt wohl passieren; genau...."tut-tut-tut-tut....." Alleine anzureisen; dafür war mir der finanzielle Aufwand zu hoch. Man war zwar schon öfters alleine im Stiefel unterwegs aber da sprangen dann immer mehrere höherklassige Spiele bei raus. Meist samstags abends Serie B und sonntags Serie A. Spiele, wo man einigermaßen sicher sein konnte, dass einen Gutes erwartet.......Will es kurz machen. Genauso, wie es legendäre 0-0 Spiele gibt, gibt es auch Spiele, die man ein Leben lang bereut, nicht besucht zu haben...........

Beim montäglichen durchblättern der rosa Sportzeitung fiel einem dann die Kinnlade richtig derbe gegen Süden. Die Gazzetta widmete dem Derby eine Doppelseite. Eine Doppelseite für ein Spiel in der 4.Liga in der wichtigsten Sportzeitung des Landes. Eine Doppelseite in einer von Inter, Milan, Juve dominierten Zeitung. Die Gazzetta schwärmte von einer tollen Choreographie der Livorno Tifosis und einer tollen Stimmung unter den 13.000 Zuschauern. Nach der Lektüre standen 2 Sachen fest. Das "unterklassige" Italien muss erobert werden und das Rückspiel in Pisa war ein absolutes Muss!

Am 06.04.1997 war es dann soweit. Diesmal meinte es der Spielplangott besser mit einem. Tags zuvor fand das samstägliche Serie B Abendspiel statt. Der Spielplangott meinte es diesmal richtig gut. Nicht weniger als das Apulienderby, Bari vs. Lecce, wurde als Samstagsspiel angesetzt.

Geografisch nicht ganz so toll aber augestattet mit einem Eurodomino-Ticket für Italien war einem das Egal. Die Vorfreude auf dieses Wochenende war dementsprechend groß. In Bari traf man dann noch 3 Kollegen, u.a. auch den "tut-tut-tut"-Kollegen, die zuvor ein Länderspiel in Sarajeov begutachtet hatten und mit der Fähre in Bari ankamen. Das große Apulienderby war dann allerdings eine einzig große Entäuschung. Die Baritifosis streikten und die knapp 1.000 Anhänger aus Lecce konnten in dem weiten Rund auch keine richtige Stimmung erzeugen. Letztendlich wohnten nur 8.524 sportbegeisterte dem Derby bei. Aber das Serie B-Spiel sollte ja auch nur die willkommene Vorspeiße für mein geplantes Spiel in der Serie C2 darstellen. Das lustigste an dem Spiel war noch die Tatsache, dass ein Kamerateam unseren nordeutschen Hopperkollegen interviewte, da sie dachten, wir wären wegen dem neuen Trainer von Bari, Thomas Doll, anwesend. Der norddeutsche Hopperkollege genoss die Aufmerksamkeit und niemand der Interviewer ahnte, dass das Apulienderby nur willkommene Zugabe für unser eigentliches Zielspiel war, was eh niemand verstanden hätte.........

Am Bahnhof in Bari trennten sich dann wieder die Wege mit den Kollegen, da ich auf meinen Nachtzug mit Liegewagenreservierung wartete. Musste dann allerdings die schmerzliche Erfahrung machen, dass mein Liegewagen, gebucht für 00:05 Uhr, nicht für Sa. auf So. galt, sondern für So auf Mo.......... Aber alles halb so wild; der Zug war leer und man konnte sich in einem 4er-Abteil alleine ablegen. 

Bevor jetzt blöde Kommentare kommen. Nein, es gab kein www. mit Rückfragen bei einer Buchung "Sind Sie sicher?" und/oder pop-ups, Warnhinweisen, überprüfen Sie Ihre Buchung, bevor Sie endgültig buchen, usw. 

Man musste damals für eine Liegewagenreservierung richtig zum Bhf laufen und sich in eine Schlange am DB-Schalter anstellen. Weiter musste man Glück haben, einen fähigen DB-Mitarbeiter zu erwischen. Nicht selten gab es folgende oder ähnliche Dialoge. "Hallo, benötige eine Verbindung von Chiasso nach Foggia in Italien". "Foggia?" "Ja, Foggia. F-o-g-g-i-a geschrieben. Adriaküste in Italien". "Ah Urlaub in Rom, ich suche Ihnen eine Verbindung raus......." Irgend so einer DB-Leuchte verdanke ich dann wohl auch meine Liegewagenreservierung von So. auf Mo, statt von Sa. auf So. von Bari (B-a-r-i) nach Pisa (P-i-s-a)...........Zur Ehrenrettung der DB. Das Tarifsystem ist zu komplex. Mehdorn hat es noch komplizierter gestaltet und irgendwie lässt man die Mitarbeiter ja auch im Regen stehen.......

Ausgeschlafen erreichte man Pisa. Frisch machen inkl. Zahnhygiene konnte man sich am Bahnof. Damals noch völlig kostenneutral. Nach Katzenwäsche und Mundhygiene machte man sich gleich zum Stadion auf, wo schon allerhand los war. Das Stadion "Garibaldi" liegt direkt neben dem Rasenplatz Piazza del Duomo, wo viele Hauptattraktionen von Pisa stehen. Nicht nur der schiefe Turm hat Pisa berühmt gemacht. Da wären noch der Dom Santa Maria Assunta. Zum Dom Santa Maria Assunta gehört praktisch der Schiefe Turm als Glockenturm, der auf sumpfigen Gebiet erbaut wurde und schon früh abknickte. Das Baptisterium in Pisa ist die Taufkirche des Doms. Sie ist u.a. die größte Taufkirche in der christlichen Geschichte und Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Es gab also auch viel Kultur zu bestaunen.

Wie bereits erwähnt war am Stadion schon allerhand los und angelockt durch den Lärm und die Gesänge verirrte sich so mancher Tourist um das Stadiongelände. So auch ein Exemplar aus Wilhelmshaven samt Familie die aber gebührend abstand nahm, da gerade Nebeltöpfe gezündet wurden. Der Tourist war dann auch sichtlich beeindrukt von den Gesängen und dem ganzen Trubel. Als er mich als deutschen outete, stellte er mir folgende Suggestivfrage; "Pisa spielt aber nicht in der ersten Liga!?". Immerhin, der sportinteressierte Kollege kannte sich aus. Als ich ihn kurz aufklärte, wurde er richtig blaß um die Nase und erklärte mir, dass er aus Wilhelmshaven komme, der Verein ebenfalls in der 4.Liga spiele aber bei den Kicks nicht annähernd soviel los sei wie hier.........

Der Tourist aus Wilhelmshaven hegte sichtliches Interesse an dem Spiel und fragte mich, zurückschauend auf seine Familie, die immer noch mit gebührenden Abstand wartete, ob ich im raten würde mit seiner Familie das Spiel live zu begutachten. Ich riet ihm sich eine Tribünenkarte zu kaufen und seine Familie während des Kräftemessens auf dem grünen Rasen am schiefen Turm zu parken, was er mit gedankenverlorenen kopfnicken, immer noch versuchend, die Eindrücke um ihm herum zu verarbeiten, zustimmte.

Ob der Bürger aus Wilhemlshaven meinen Rat befolgte bekam ich nicht mehr mit, da ich mich verabschiedete, um das Stadion zu betreten. In der Pisakurve lag schon jede Menge Chorematerial aus, soweit man dies aus der Entfernung erkennen konnte. Das Ankommen der Gäste aus der Hafenstadt in Pisa hat man leider nicht mitbekommen. Den Abtransport sollte man nach dem Spiel dafür umso intensiver erleben. Die Gäste bekamen eine komplette Hintertorkurve, die auch rappelvoll wurde. So waren dann unter den ca. 14.000 Zuschauern auch ca. 4.000 Livorno Tifosis letztendlich wohl live dabei.

Die Stimmung vor dem Spiel definitiv Serie A tauglich, bzw. besser wie bei vielen Spielen in der höchsten italienischen Spielklasse. Aus der Livornokurve flogen ständig herausgetretene Sitzschalen auf den Rasen. Die Jungs hatten sichtlich Spaß daran, soviel Sachschaden im Gästeblock des Rivalen zu verursachen, wie nur möglich. Dann war es endlich soweit. Die Pisakurve präsentierte ihre vorbereitete Choreographie. 

Jede Menge blaue Fähnchen und Mittig wurde eine große schwarz-blau gestreifte Blockfahne hochgezogen. Auf den unteren Sitzreihen hielten die stehenden Tifosis grüne Papptafeln hoch. Den Sinn der grünen Pappen verstand man zuerst nicht aber es klärte sich alles auf. Die Gegengerade streckte schwarze und blaue Pappen gegen Norden.

In der Livornokurve wurde kräftig gezündelt. Jede Menge Bengals erzeugten ein tolles Kurvenbild. Neben den Sitzschalen, die schon die ganze Zeit auf den Rasen flogen, wurden die brennenden Bengals ebenfalls auf dem Platz entsorgt, was jede Menge Nebel verursachte. Das intensive Werfen der Bengalfackeln auf den Platz hatte man in dieser Dimension in Italien noch nicht erlebt.

Ein toller optischer Auftakt von beiden Seiten. Man darf nicht vergessen. Wir befinden uns im Jahre 1997 bei einem Spiel in der 4.Liga. Während man noch begeistert das optisch dargebotene beider Kurven beobachtete und für die Ewigkeit ablichtete, toppte die Pisakurve ihren Auftritt. Die Blockfahne lichtete ihr Geheimnis, was sie, ausser den Pisatifosis, noch unter sich verbarg. 

Die Blockfahne wurde heruntergelassen und präsentierte die Wahrzeichen der Stadt; Spitzenklasse. Vor dem Spiel auf dem Rasenplatz "Piazza del Duomo" die Gebäude noch bestaunt, wurden sie jetzt von der Pisakurve präsentiert. Der schiefe Turm, das Baptisterium und Mittig der Dom Santa Maria Assunta. Bekomme jetzt noch beim schreiben Gänsehaut. Triffte nicht gerne in Superlativen ab ber das war ganz großes Kino. Jetzt ergab auch alles einen Sinn. Die blauen Fähnchen symbolisierten den Himmel und die grünen Papptafeln den Rasenplatz auf welchen sich die Wahrzeichen der Stadt gegen den Himmel strecken. Idee und Umsetzung der Choreo nach Schulnotensystem bewertet; eine glatte 1. Man zeigte den Gästen, dass man stolz auf seine Stadt ist und mit dem präsentieren der Wahrzeichen provozierte man wohl ein wenig, da die Hafen- und Heimatstadt der Gäste, vorsichtig ausgedrück um nicht in unschönen Adjektiven abzurutschen, ziemlich "Highlightlos" dasteht......


Die Gäste hingegen waren wohl relativ unbeeindruckt und mit dem werfen von Sitzschalen und abfackeln von Bengalen beschäftigt. Ob sie die Choreo hinter der Nebelwand überhaupt sehen konnten bleibt bis heute ungeklärt....

Als sich die Nebelwand lichtete konnte man die Zerstörungswut, in Form von herausgetretenen Sitzschalen begutachten

Das Spiel konnte beginnen. Leider kann man von dem Spiel kaum Videos im Netz finden. Glaubt mir einfach; die Stimmung war auch torlos der Hammer. Es gab auf beiden Seiten kaum Pausen beim support, obwohl das gekicke auf dem grünen Rasen wirklich viertklassig war...

Zu Beginn der zweiten Halbzeit zündeten die Pisa Tifosis jede Menge Nebeltöpfe in den Farben Blau und schwarz; wobei das schwarze etwas dominierte. 

Der Rauch vernebelte nicht nur die gesamte Kurve, der Rauch zog auch Richtung Spielfeld, so dass die zweite Halbzeit erst mit Verspätung angepfiffen werden konnte. Als sich der Nebel lichtete wurden jede Menge Spruchbänder gegen Livorno präsentiert, die man aber aufgrund der Entfernung und Nebelfetzen die durch die Luft zogen, nicht entziffern konnte. Es werden keine Liebesgrüße gewesen sein.....Der Hass von beiden Seiten war jederzeit präsent und spürbar. Die Anzahl der herausgetretenen und auf dem Platz entsorgten Sitzschalen der Livornesis stieg parallell zur Spieldauer.



Das Spiel endete, wie bekannt, torlos und trotzdem waren alle anwesenden Hopper, 4 Stück, hochzufrieden mit dem erlebten auf den Rängen. Jetzt galt es noch zum Bahnhof zu kommen.


Ca. 4.000 Gästefans hatten das gleiche Ziel. Escortiert von jeder Menge Staatsmacht hinterliesen sie trotzdem eine Spur der Verwüstung. Schon am Rasenplatz Piazza del Duomo kam es aufgrund des großen Polizeiaufgebotes und dem Lärm zu erschrockenen Touristen. Aus dem von der Polizei geführten Livornocorteo flogen dann auch allerhand Steine und andere Wurfgeschosse. Die Livornotifosis hinterließen eine Spur der Verwüstung. Brennende Roller, Mülltonnen, zerborstene Glasscheiben, usw. Kein schöner Abgang. Dabei endete das Spiel doch ganz friedlich torlos.

Als Folge dieses unschönen Verhaltens erhielt Livorno beim nächsten Gastspiel nur noch eine Hälfte der Hintertorkurve, was die Jungs aus der Hafenstadt aber nicht hinderte, das Tor zur anderen Kurvenhälfte aufzubrechen, um sich aus nächster Nähe mit den Pisatifosis Sitzschalen und Bengalen aus nächster Nähe um die Ohren zu hauen, während die Staatsmacht mit Tränengasgranaten hantierte. Mit die schlimmsten Ausschreitungen, die ich in einem italieneischen Stadion erleben musste. 

Beim dritten aufeinandertreffen in Pisa sorgten die Pisaanhänger für einen Eklat. Sie lagen gegen den Erzrivalen mit 0-1 zurück und nur ein Sieg hätte noch für theoretische Aufstiegschancen sorgen können. Sie beendeten das Spiel auf Ihre Weise. Hunderte von Sitzschalen wurden auf das Spielfeld geworfen, so dass sich der Unparteische gezwungen sah, das Spiel abzubrechen.

Alle drei Derbys werde ich nie vergessen; auch wenn das erste Aufeinandertreffen, welches besucht wurde, torlos endete.

Forza Livorno

ps.: Mittlerweile hat sich die größte Ultragruppe Livornos, die BAL (Brigate Autonome Livornesis) aufgelöst. Gegen die Ultragruppe wurde seitens der Staatsanwaltschaft unter Berlusconis Herrschaft seit 2005 wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung ermittelt.




Bilder auf meiner Fotoseite.


Reclaim the Game

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In diesem Blog werden Euch Videos und Bilder von interessanten Fußballspielen in Europa und auch ausserhalb Europas präsentiert.

Dabei geht es weniger um das geschehen auf dem grünen Rasen, wo 22 Akteure versuchen eine in Leder gehüllte Schweinsblase in das gegnerische Tor zu bugsieren; es geht um das geschehen auf den Rängen.


Präsidenten kommen und gehen; Trainer kommen und gehen; Spieler kommen und gehen.


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In zwanzig Jahren wirst Du mehr enttäuscht sein über die Fußballspiele die Du nicht gesehen hast, als über gesehene Fußballspiele, die Dich entäuscht haben.