Nur ca. 48.000 beim Derby


und trotzdem Stimmung, die mit europäischen Maßstäben nicht zu messen ist.
Es stand also an; das dritte Derby in Casablanca innerhalb weniger Wochen. Dieses mal tagsüber und in der Liga.

Etwas überrascht war man schon, dass die Hütte nicht restlos ausverkauft war. Haupttribüne und Gegengerade für Raja war pickepacke voll aber im linken Bereich der Kurve, von der Haupttribüne aus gesehen, große Lücken. Bei Wydad war die Kurve annähernd voll aber Haupttribüne und Gegengerade bei weitem nicht ausverkauft.
Vielleicht zu viele Derbys innerhalb kurzer Zeit oder häng es mit den drohenden Verboten bzw. Einschränken bzgl. Freiheit der Kurve von Staatsseite aus?

Im Vorfeld war klar; Raja verzichtete auf eine Choreo. Der Staat hatte die "Room 101" Choreo von Raja beim Rückspiel der arabischen Champions League als versteckte politische Botschaft angesehen. Aktuell müssen alle Choreos vorher angemeldet werden. Diese werden dann von der Polizei geprüft und freigegeben oder halt nicht. Aktuell laufen verhandlungen zwischen Ultras und Staatsmacht, wie es weitergehen soll. Wäre schade und ein Rückschritt, wenn es wieder Beschränkungen geben sollte.

Die "Winners" würden 3 Choreos präsentieren. Aber mit Choreohelfern im Innenraum und Seilkonstruktionen ist es wohl erstmal vorbei. Das war dem Polizeistaat bei den 2  Abendderbys dann doch etwas zu heftig.

Dann schauen und vor allem hören wir mal, was das Derby denn am Tage so alles bringt.



Botola 1
 

Raja Club Athletic  vs.  Wydad Athletic Club


22.12.2019





 
Die Winners mit passendem Spruchband zu ihren Choreos. Freie Übersetzung: "Die Elite der Stadt, die nicht geteilt werden kann, wird niemals auf verschiedenen Seiten stehen"
Dazu gab es 3 passende Zettelchoreos.










Raja mit Protest. Zeitung lesend als Protestaktion? 




 



Einen Seitenhieb Richtung Winnerskurve gab es in Halbzeit zwei auch noch.


Tja; den Vorwurf müssen sich die Winners gefallen lassen...



Die Stimmung in Halbzeit 1 mit leichten Vorteilen von Raja.



Was im Umkehrschluss keinesfalls bedeuten soll, dass die Winners leise waren.
In der zweiten Halbzeit setzten erst die Anhänger von Raja mit einer Rauchshow optische
Duftmarken.















Ab Spielminute 75 dann die Rauchshow der Winnerskurve. Die Jungs völlig euphorisiert am Stimmung machen. Waren da irgendwelche Mittelchen im Rauch? Es waren jedenfalls die stärksten Minuten der Winnerskurve. 








In Minute 81 fiel dann das 1-0 für Raja.
 
Jetzt war Druck im Kessel. Raja mit support und die Winners weiter mit "Trotzsupport". Ab Spielminute 70 folgten wohl die 20 Stimmungsstärksten Minuten vom Derby.
Es blieb beim 1-0 für die grün-weißen, die den Derbysieg in der Kurve feierten.



Fazit: Gutes Derby. Zwar weniger Aktionen wie bei den Abendspielen aber top Stimmung und im Gesamtpaket mit F.A.R ein toller Jahresabschluss.

Weihnachtlicher Lichterglanz

im Marokko Style bescherte uns die Black Army von FAR Rabat.


Zuvor, da es eh auf dem Weg lag, machte man noch einen Abstecher bei Kenitra. Der Ground ist eigentlich fertig. Wird Zeit, dass der Verein wieder aufsteigt und die fertigen Hintertortribünen genutzt werden. Für mich ging es nach knapp 35 Minuten zurück zum Bahnhof. Die restliche Reisetruppe hielt eine Halbzeit in Kenitra aus und kam völlig abgekämpft und durchgeschwitzt im Zugabteil an. Kenne meinen Körper und hätte diesen Sprint def. nicht geschafft. Who cares? Spiel wird eh nicht gezählt und den Ground hat man ja schon.

Aber jetzt zum Spiel, welches man auf keine Fälle verpassen wollte.



Botola 1

A.S Forces Armees Royales  vs.  Renaisance Sportive de Berkane

21.12.2019.2019



Unser Zug von Kenitra nach Rabat Agdil war pünktlich. Der Ground liegt weit ausserhalb, deswegn nicht Zentrum aussteigen, sondern Agdil. Apropo Bahnhöfe in Marokko. Da sind viele seit meinem letzten Aufenthalt 2015 wohl komplett umgebaut und nicht wiederzuerkennen. In Casablanca musste gar das Ibis-Hotel weichen und wurde versetzt. In Kenitra und auch in Rabat alles neu.

Soviel zu den Bahnhöfen in Marokko. Zug kommt an, wir raus und aufgeteilt in Zweiergruppen. Die üblichen Stadttaxen fahren nur mit maximal 4 Personen; inkl. Fahrer. Die Fahrer waren fit und setzten uns vor dem richtigen Eingang ab. 5 Minuten vor Anpfiff waren alle auf der Arbeitstribüne.

Die Black Army legte mächtig los und sorgte für guten Sound im Ground. Gespannt war man auf den Auftritt von Berkane, da noch nie vorher gesehen. Die Orange Boys immerhin mit ca. 100 Jungs am Start. Auch ständig aktiv und am klatschen und singen. 

Die Ultras Fahne wurde verkehrt aufgehangen. Protest gegen Vereinsführung? Am sportlichen Erfolg kann es jedenfalls nicht hängen.



Auf Seiten der Black Army einige Spruchbänder gegen das Innenministerium. Es droht wieder Ungemach von Staatsseite aus. Da man die Choreo von Raja beim Rückspiel der arabischen C.L. als versteckte politische Botschaft sah, müssen alle Choreos vorher angemeldet und durch die Staatsmacht freigegeben werden. Für Ultras natürlich ein Unding. Dieses Sache hatte auch Auswirkungen auf unser Casablancaderby...

Doch bzuerst war man ja noch in Rabat und verfolgte live wie der Gast aus Berkane in Spielminute 61 mit 0-1 in Führung ging. Pyro und Stimmung der angereisten Gästeanhänger.

Die Black Army unbeeindruckt und weiter mit "singsang". 10 Minuten vor Schluss dann der Höhepunkt. R&P. Was soviel bedeutet wie rudern und Pyro.




So schön kann Marokko in der Vorweihnachtszeit glänzen.








Es blieb beim 0-1 und zurück ging es mit dem Zug nach Casablanca, wo am morgigen Tag das Hauptgericht serviert werden sollte.

Fazit: Top Auftritt der Black Army von F.A.R. Sollte man nochmal beim Spiel gegen Raja auf der Liste haben.





ps.: Vor fast genau 10 Jahren, am 19.12.2009, sah die Kurve von F.A.R. Rabat beim Derby gegen A.S. Sale übrigens so aus.



Man sollte die "Welle" in Marokko mitnehmen, solange es keine gravierenden staatlichen Eingriffe gibt, welche die Ultra-Szene wieder um Jahre zurück wirft bzw. lähmt.








8 Tore beim Derby

soetwas gab es eigentlich noch nie.

OK; 3 davon waren Elfmetertore aber trotzdem. 8 Tore hat was; vor allem einen kuriosen Spielverlauf.


Hallo Freunde des Tribünenspektakels,

wer das Hinspiel gesehen hatte musste zwangsläufig auch zum Rückspiel anreisen. Heute war klar; einer scheidet aus.



Arabische Champions League
Rückspiel
Coup Mohammed VI
1/8 Finale
Wydad Casablanca  vs. Raja Casablanca
23.11.20219



Diese mal wurden wir mit Karten gegenüber der Haupttribüne ausgestattet. Auch nicht schlecht. Möchte auch nicht lange um den heißen Brei herumreden. Raja brannte zu Spielbeginn ein Tifo-Feuerwerk ab. 

Allererste Sahne

Zuerst gab es eine Choreo mit Pappen. 1A umgesetzt. Auf dem Spruchband hätte stehen können. "Wir sind der Schlüssel zu Euren Alpträumen". War aber nicht ganz so. Mein marokkanischer 'Kontaktmann klärte einen per E-Mail auf.



Bei der zweiten Zettelchoreo wurden auch noch verdiente Spieler hochgezogen. Beide Choreos muss man in Verbindung sehen.


















Raum 101 (Zweite Zettelchoreo) ist von einem Roman von George Orwell inspiriert. (1984)

Raja möchte damit ausdrücken, dass Wydad immer von Raja gequält wird (erste Zettelchoreo)

Die drei Spieler die hochgezogen wurden, waren Spieler, die teilnahmen, als Raja in den 90zigern 5-1- gegen Wydad gewann.

Perfekte Choreo.




Zum Abschluss gab es noch ein wenig altes Ultra. 
Ready for a bit of old Ultra. 
Yep; die Kurve war bereit.















Aber auch die andere Seite war zur Eröffnung nicht untätig. Die erste Zettelchoreo zeigt eine Burg. Und dann wird er hochgezogen. Der König und seine Untertanen. Die Aussage, welche dahinter steht. Wydad ist der König und Raja werden immer seine Sklaven sein.







Dann folgte die zweite Zettelaktion. 




PERE JEGO war ein ehemaliger Trainer von Wydad in den 30er Jahren. Er trainierte Wydad lange Zeit und gewann viele Titel. Am Ende hatte er Probleme mit dem Vorstand, die ihn dazu drängten, Wydad zu verlassen und einen neuen Club zu gründen; Raja. Quellen aus dem www sprechen aber auch davon, dass Raja 6 Jahre zuvor gegründet wurde. Eventuell gründete er nur die Fußballabteilung.

Eine Aussage von Pere Jego ist folgende: "Wydad ist in meinem Herzen aber Raja kommt aus meinem Verstand"

Die Winners sind der Meinung: Pere Jego lebte in Herrlichkeit mit Wydad und starb in Scham mit Raja.

2 schöne Aktionen aber der Siegerpreis für die Eröffnungszeremonie geht ganz klar an Raja. Ach ja, gespielt wurde ja auch schon. Möchte ehrlich sein; das erste Tor wurde nicht gesehen. War einfach mit dem ablichten des Kurvenspektakels beschäftigt. Tore sollten eh noch genügend fallen.


Wydad ging also entspannt mit einer 1-0 Führung in die Pause. Die zweite Halbzeit wurde angepfiffen und beide Kurven noch mit Choreovorbereitungen beschäftigt. Dann Elfmeter für Raja; ob berechtigt oder nicht ist eh egal. Jetzt war gewusel bei den Raja-Anhängern festzustellen. Wollte man doch noch die Choreo präsentieren und man wusste wohl; wird der Elfer verwandelt, gibt es Pyro satt, welches eigentlich zur Choreo gehören sollte.

Es klappte Alles. Ein Schuss, ein Tor und Pyro inkl. Choreo.








Auch diese Choreo ist erklärungswürdig.

Die Abkürzung für den Wydad Athletic Sportverein ist WAC. In Marokko sagt man wenn Enten singen; wac, wac, wac, wac, wac.

Raja bezeichnet oder beleidigt die 'Wydad-Anhänger öfters als Enten.

Also zeigten die Rajaanhänger eine Entenschlampe (Daisy Duck ist doch keine Schlampe?!), die eine Robe mit Drachen trägt und machte sich so über den Wydad-Drachen vom Hinspiel lustig. Wir erinnern uns, der Drache, der die Wydad-Kurve in Flammen setzet.

Welche Pyroaktion jetzt besser war? Der Pyrodrache vom Hinspiel oder die Entenschlampe bleibt Geschmackssache.




Dann setzte Wydad zum Doppelschlag an. Allerdings sah man nur das erste Tor. Dann gab es nämlich die Pyrochoreo von den Winners zu bestaunen.


Diese hat mein marokkanischer Kontaktmann leider nicht erklärt; also versuche ich es 
einmal. 

Freie Interpretation.



 







 












Unser Feuer der Leidenschaft ist nicht zu löschen.

Könnte doch passen. Immerhin wurden in 3-D manier Feuerwehrleute hochgezogen. Ob die geplante Choreo komplett gezeigt wurde, kann ich nicht beurteilen, da mit dem 3-1 vieles im Torjubel unterging.

Später erzielte Wydad noch das 4-1 und jeder wusste; dass war der berühmte Deckel auf dem Topf. 
Ein Treffer von Raja zum 4-2 galt als Ergebniskorrektur. 4 Minuten vor Schluss nochmal Strafstoß für Raja. Ok.; wenn Raja den verwandelt wird eh ein paar Minuten später abgepfiffen.

Raja verwandelte und die übliche Rudelbildung um den Ball.



Ok.; nur noch 4-3 und 4 Minuten Nachspielzeit. An ein Wunder glaubten die wenigstens; zumindest ich glaubte nicht daran.

Doch dann, dann passierte es, warum wir dieses Spiel so lieben. Raja versenkte in der dritten Minute der Nachspielzeit die Kugel im Netz.





Die Kurve am explodieren. Einige schafften es in den Innenraum. 

 




Das Spiel war allerdings nocht nicht abgepfiffen. In der Winners-Kurve hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Um uns herum entsetzte Gesichter. Fußball kann auch weh tun. Es dauerte einige Minuten, bis der Platz geräumt war. Dann wurde nochmal angepfiffen und maximal eine Minute später ertönte der Schlusspfiff.





Jetzt brachen alle Dämme. Raja wieder auf dem Platz; Wydad fühlte sich provoziert und dann kam, was kommen musste. Junge Leute mit zuviel Adrenalin im Körper und mit Holzlatten bewaffnet sprinteten quer über den Platz zur Raja-Kurve.

















Genauso schnell ging es aber auch wieder zurück.




Glücklicherweise ist nicht viel passiert. Also kein Vergleich zu 2015. Wäre nicht schön, wenn das Land Fanmäßig wieder ein paar Jahre still stehen würde.

Fazit: Das Hinspiel war schon eine kleine Bombe aber das Rückspiel hatte noch mehr Sprenkraft. Tolle Aktionen von Raja. Perfekte Pyroshow von Wydad. Casablancaderby ist wie Weihnachten und Ostern zusammen.











Reclaim the Game

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In diesem Blog werden Euch Videos und Bilder von interessanten Fußballspielen in Europa und auch ausserhalb Europas präsentiert.

Dabei geht es weniger um das geschehen auf dem grünen Rasen, wo 22 Akteure versuchen eine in Leder gehüllte Schweinsblase in das gegnerische Tor zu bugsieren; es geht um das geschehen auf den Rängen.


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In zwanzig Jahren wirst Du mehr enttäuscht sein über die Fußballspiele die Du nicht gesehen hast, als über gesehene Fußballspiele, die Dich entäuscht haben.