Black Army vs. Helala Boys

oder

möchten Sie etwas mitessen....?

Aber fangen wir einfach ganz von vorne an.....

Es stand wieder auf dem Speiseplan. Das Kräfte messen zwischen Wydad und Raja in Casablanca. Wer das vorherige Derby im April erlebt hatte, der musste eigentlich fast zwangsläufig alles in Bewegung setzen, um auch diese mal live vor Ort zu sein.

Arbeit und wichtige private Dinge genießen aber dennoch Priorität und so stand auch erst donnerstags fest, dass ich freitags im Flieger Richtung Fes sitzen würde. 

Den Rückflug ab Marrakesch hatte man schon vor Wochen für einen Zehner "geschossen", als der marokkanische Spielplankoch mal wieder kräftig würzte und die Chancen gut standen, dass das Derby an dem 19/20.12 Wochenende über die Bühne gehen würde. 

Den vielen "Weihnachtsmarokkobuchern" wurde die Suppe versalzen; mir spielte die Verlegung in die Hände. 

Freund Uwe bekam keinen Urlaub und Teamchef hatte seinen Urlaub für 2015 schon aufgebraucht und mit der 50Jahrfeier Magdeburg und 120 Jahrfeier vom eigenen Stammverein ein gutes Alternativprogramm. So fand man sich freitags alleine im Flieger Richtung Fes; es gibt weitaus schlimmeres. Z.B. diese Derby verpasst zu haben..... ;-)

In Fes noch einen deutschsprechenden und in Deutschland lebenden Marokkaner kennen gelernt, für kleines Geld in die Stadt, Hotel eingecheckt, noch was essen gegangen aber bla, bla, blubb; das interessiert euch ja nicht wirklich.....

Zeitsprung einen Tag später

A.S. Forces Armees Royales  vs.  Kenitra Athletic Club

 

19.12.2015


Die Zugfahrt von Fes nach Rabat kostete für die ca. 200 Zugkilometer 80 Dihram; umgerechnet 7,62 Euro. Die Ticketautomaten nehmen allerdings oftmals nur passendes Geld also aufpassen und lieber am Schalter kaufen.  

In Rabat wurde sich erstmals in einem ungeliebten Franchise-Unternehmen gestärkt. Dort geht es halt schnell und man hatte ja noch was vor.Trotzdem; das goldene M braucht in so einem kulinarisch genialen Land niemand.......Im Franchiseladen wurde ein junger Marokkaner mit FAR Trainingsjacke gesichtet. Den jungen Kollegen kurz nach dem Weg gefragt; er kein englisch, ich kein französisch und natürlich auch kein arabisch.....Eine hilfreiche Marokkanerin übersetzte; nachdem sie mir anbot bei ihrem üppigen Mahl mit zu speisen. Sah ich immer noch so hungrig aus oder war das nur die tolle Gastfreundschaft?

Gemeinsam mit dem jungen FAR Ultra ging es dann zum Ground, der sich in der Nähe vom Hauptbahnhof befindet; man hätte also auch richtig lecker speisen können.......

Allen Sprachbarrieren zum trotz; Fußballfans verstehen sich auch ohne viele Worte. Nur diese ständige Selfieknipserei und nachfragen nach Facebookaccounts nervt; würden wir das heute auch so machen....?

Am Stadion, dem alten Ground von FUS Rabat, wurden wir dann schnell von der Polizei getrennt. Er zu seinen Freunden von der Black Army hinters Tor; ich auf die Arbeitstribüne. Der enge alte FUS-Ground ist ideal für die Ultra/Fanszene von Rabat. FUS kickt derweil in ihrem neu gebauten Ground in der Hauptstadt. Leider bleibt der Umzug von FAR in den alten FUS-Ground nur temporärer Natur. Ab März soll wieder im großen Stadion das runde Leder über den Rasen gekickt werden.

Ca. 7.000 sportinteressierte bildeten den sportlichen Rahmen. Aus Kenitra am Anfang nur schwache 150 Mann am Start. 






Später ca. 300. Gegen Ende der ersten Halbzeit knapp 400 und 10 Minuten vor Schluss rannten nochmal ca. 100 "Helala-Boys", so der Spitzname der Ultras aus Kenitra, in den Gästeblock. 





Ein Einheimischer erklärte uns, dass die Staatsmacht mit den Anhängern aus Kenitra immer ihre Schikanen treibt. Mal werden die Anhänger erst zur 60zigsten Spielminute reingelassen und zur 80zigsten wieder rausgeprügelt; mal werden sie garnicht reingelassen. Marokko ist immer noch ein Polizeistaat.....


Die Black Army konnte zu Spielbeginn mit einer tollen Choreografie überzeugen.

Hinter dem Tor wurde eine Familie, Sohn, Vater und Mutter mit ausgestreckten Armen hochgezogen. Dazu ein passendes Spruchband

"Für die Liebe zum Spiel, nicht für den Ruhm"


Und plötzlich hatte jeder der Familie eine Nebelkerze in der Hand, die ordentlich rauchte. Keine Ahnung, wie die Jungs aus Rabat das umgesetzt haben. Das Wort "Jungs" kann wörtlich genommen werden. Fanszene sehr jung, soweit man das als ü40 sagen kann und kaum weibliche Gestalten in der Kurve. Also nicht so wie in heimischen Gefilden mit über 30% Frauenanteil; eher < 0,3%....

Das ganze sah richtig gut aus.



Dann gab es noch eine Kassenrollenwurfaktion; kommt auch immer wieder gut; aus liebe zum Spiel.....
















Die Gäste aus Kenitra konnten ebenfalls überzeugen. 


Der Support argentinisch angehaucht aber die Jungs aus Kenitra drehen durchaus auch ihr eigenes Ding. Schöne optische Bewegnung im Block. Alle Mann nach links, umdrehen, dem Vordermann an die Schulter fassen und nach rechts.

Das 1-0 konnten leider nur die Anfangs erwähnten 150  Helala Boys bejubeln. Der frühe Rückstand tat der Stimmung hinter der andern Torseite keinen Abbruch. Die "Black Army"-Jungs wild am Rumhüpfen und lauter "Singsang". Richtig gut.






Aus einem 0-1 Rückstand wurde von FAR noch das Spiel gedreht und in der zweiten Minute der Nachspielzeit, also in Minute 92, der 2-1 Siegtreffer geschossen. Good vibrations (ok.; eigentlich hasse ich Anglizismen). Also gutes ausrasten im Block.


War wirklich gute Stimmung in marokkos Hauptstadt





Nach dem Spiel ging es dann noch mit 2 bekannten Hoppern, die man beim Spiel traf, in die Altstadt bevor man nach Casablanca aufbrach. Zugfahrt 35 Dihram. Maik (Nobhelhopper) und VfB Thorsten hatten ein Dz. im Ibis am Casa Voyageurs, also im gleichen Hotel wie ich, gebucht/eingecheckt. Abends wurde noch eine Tee/Saftbude aufgesucht und dann wuchs sie; die Vorfreude auf das Derby. Dem aktuell (Dez. 2015) wahrscheinlich besten Stadtderby weltweit !!!!
Und dies ist nicht nur meine bescheidene Meinung. 












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