Die Wellensittiche tun mir leid...

Bulgarien ist wohl das Land in Europa mit der höchsten Sterblichkeitsrate von Wellensittichen und Karnarienvögle mangels Nahrungsaufnahme.

Die Besitzer des Federviehs futtern den Vöglen die Körner einfach weg.

Doch dazu später mehr.

Zirka 86 Stunden zuvor kam es am mannheimer Hauptbahnhof zu folgendem Dialog.

"Junger Mann. Sie müssen jetzt raus; wir schließen'". Junger Mann klang schonmal gut aber der Rest gefiel mir nicht. "Aber draussen ist es kalt und ich warte doch nur auf meinen Zug um 02:16 Uhr". "Tut uns leid, Sie müssen am Gleis warten."

Und genau ab diesem Zeitpunkt stellte ich mir die Sinnfrage, warum ich mir in meinem Alter diese Strapazen noch antue...

Beide Kurven beim Derby gaben mir später die Antwort.

Die ganze Woche über wenig Schlaf musste ich mir diese Nacht schlaflos um die Ohren hauen. Pünktlich um 02:16 Uhr kam der Zug und brachte einen zum Flughafen Köln. Jetzt nur noch 6 Stunden rumhängen. Immerhin ist der Flughafen Köln ganz ok. und es gibt einen REWE Supermarkt mit zivilen Preisen.

Irgendwann hatte die Waterei ein Ende und man schwebte mit der bekannten irischen Fluglinie Richtung Sofia.

Die mittlerweile ausgebaute Metro brachte einen für ca. 82 Cent zu seiner Unterkunft direkt am Bahnhof. 63 Taler für 3 Übernachtungen mit Frühstück war ok. für einen Alleinreisenden. Das Angebot von Kollege Uni mittels mobilen Endgerät, der mit einem braunschweiger Kollegen in Sofia rumtourte, noch an der bekannten Schänke auf 1, 2 oder 12 Pirinsko vorbeizuschauen, musste ich dankend ablehen. Man war schlichtweg zu kaputt. In der Bahnhofsgegend wurde keine brauchbare Kneipe gefunden und so belies man es bei 3 Maurerhülsen aus dem guten Billy-Markt.

Danach war nur noch eins angesagt; schlafen......

Dies zur Vorgeschichte, die wahrscheinlich keinen interessiert........

Also machen wir einen Zeitsprung und kommen zum wesentlichen.

Derby Sofia  

 

P.F.K. Levski Sofia  vs.  P.F.K. C.S.K.A. Sofia   

 

29.04.2017


Vor dem Derby besuchte man noch den genialen Park, den Uwe einst als Seele Sofias bezeichnet hat. Der Park, da sich dort auch die Spielstätt vom Armeesportclub befindet, ist vor dem Derby immer fest in CSKA Hand. Es war erschreckend wenig los. Das Wetter war auch nicht so prall wie vorhergesagt aber immerhin regnete es nicht.

Die braunschweiger Fraktion lotste einen dann zum Starbucks Cafe, um sich gemütlich den Corteo der Anhänger vom Polizeisportverein anzuschauen. Die Staatsmacht konnte einen nicht wegscheuchen; schließlich waren wir Gäste der eigentlich ungeliebten US-amerikanischen Franchisekette. Wir saßen defacto erste Reihe um den Marsch zum Stadion zu begutachten.



Aus einer kleineren Seitenstraße kam auch noch der kleinere Corteo der "South Division". Sofia West und South Division sind sich ja seit längerem nicht mehr grün. Das es nicht um die 4er Abwehrkette oder das lahme Flügelspiel von Levski geht dürfte jedem klar sein. Sofia West stellt aktuell den Ordnungsdienst und kontrolliert die Kurve. Die South Divison hat das Nachsehen. Wer die Kurve kontrolliert, kontrolliert auch die Geschäfte. Es geht einfach um den schnöden Mammon.

Ein gemeinsames stehen in der Kurve ist nicht mehr möglich und so posierte sich die South Division direkt vor die Arbeitstribüne inkl. Zaunbeflaggung.

Eintrittspreise wieder sehr moderat. Kurve 5 Leva. Gegengerade, auf der die betuchten CSKA-Anhänger untergebracht waren, oder Haupttribüne, bestückt u.a. mit der South Division, für 12 Leva.

Offiziel wohnten 11.200 Zuschauer dem Spektakel bei. Manche Zeitungen schreiben etwas von 15.000. Die goldene Mitte wird es wohl treffen,

Zu Spielbeginn keine optischen Aktionen der Kurven. Aber Immerhin tat sich was auf dem grünen Rasen. Der Armeesportclub führte nach 6 Minuten bereits mit 0-2 Toren und die Kurve war gut am durchdrehen.

Zeitgleich mit dem zweiten Gegentreffer, startete die Levski Kurve ihre erste Aktion.

Eine mehr als geniale Rauchshow.




Wirklich mehr als fett.






Als sich der Rauch lichtete wurde mittels Blockfahne Nationalheld und Namensgeber vom Verein, Vasil Levski, präsentiert.



Kurz nach der HZ.-Pause präsentierten die Animals ihre Choreo. Man zeigte eine Blockfahne mit dem Portrait Tervel, der einst als Herrscher des bulgarischen Reichs erfolgreich die Ausdehung des osmanischen Reichs verhinderte  und von der Kurve so als beschützer Europas gefeiert wurde.



Dazu noch eine Rauchshow, die aber in keinster Weise an den Levskinebel anschliesen konnte.











Der Nebel war noch nicht ganz verzogen, machte sich die South Divison auf der Haupttribüne optisch Bemerkbar. Erst eine Blockfahne. Danach Konfetti, jede Menge Bengalen und etwas Rauch.





Die Pyrotechnik wurde teilweise Richtung CSKA-Spieler entsorgt, woraufhin ein Spieler auch direkt zu Boden ging. Zusätzlich wurde wohl eine Fahne mit verbotenen Symbolen  präsentiert. Von meinem Platz aus nicht ersichtlich. Auf alle Fälle helle Aufregung beim Ordnungsdienst von Levski. Der Verein ist finanziell klamm und Strafen vom Verband möchte man sich keine einfangen.

Immer mehr Ordner aus der Levskikurve, schnell ein Ordnerleibchen übergeschwungen, rannten zur Haupttribüne und versuchten es erst mit Worten am Zaun. Doch wo Worte nicht mehr helfen, da müssen Fäuste fliegen. Also übersprang der Ordnungsdienst kurzerhand den Zaun und verteilte Backpfeiffen und Faustschläge.

Die Staatsmacht begutachtete das Handgemenge etwas ratlos, bevor sich ein Truppp von 20 Uniformierten dem Hanmdgemenge näherte. Wurde aber von einem Sofia-West Ordner zurückgehalten. Jungs, dass ist unsere Sache. Wir klären das Ding ; Ruhe bewahren. So, oder so ähnlich, stelle ich mir den Wortlaut vor.

Die Klärung sah dann so aus, dass die South Division sämtliche Zaunfahnen abhing und bedröppelt das Stadion verlies.....

Mittlerweile war auch das 0-3 gefallen, was aber die Levski Kurve nicht abhielt, ihre obligatorische Pyroshow zu zelebrieren.







Gut so; soetwas möchte man ja auch sehen.

Am Endergebnis änderte sich nichts mehr und somit geht diese Derby in sportlicher Hinsicht an die rot-weißen.
In Sachen Support hatte Levski in Halbzeit 1 die Oberhand. Klar; CSKA supportete auch kräftig. Vor allem in Halbzeit 2 aber mit einem 3 Tore Vorsprung geht auch der Sing-Sang leichter von den Lippen.

Nach dem Spiel wurde mit Uni und Basti noch im Vitori eingekehrt. Dort gibt es einfach den besten Chopska-Salat und auch die Pasta mit Spinat und Hühnchen ist wärmstens zu empfehlen. Vom gezapften Zargorka ganz zu schweigen.....

Am nächsten Tag wollte man sich eventuell CSKA II gegen den amtierenden Tabellenführer aus Tarnovo anschauen. Uni hatte jedoch die bessere Alternative; Vitosha Bistrita vs. Loko Sofia.

Tolle Tribüne. Kurioser Auswärtsblock mit ca. 50 bis 60 Loko-Anhängern bestückt und geniale Überleitung zur Titelüberschrift.



Gefühlt jeder zweite Besucher hatte eine Packung Vitakraft in der Hand und "schnabulierte" an den Kernen. Irgendwie wurde ich den Verdacht nicht los, dass das ganze Federvieh zu Hause Hunger leiden muss, weil ihre Besitzer ihnen das ganze Futter wegnaschen.....

Fazit: Natürlich haben sich die Stapazen gelohnt.


erfo



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